Zukunft Bauen.
Bei der Förderung sowie Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden nimmt die Schlagenhauf Gruppe eine Pionierrolle ein. Seit zehn Jahren verfügt der Fachspezialist für Sanierungen, Um- und Neubauten in Meilen über ein eigenes Ausbildungszentrum. Von Mark Baer
Für Geschäftsführer Rolf Schlagenhauf steht das Team im Mittelpunkt. Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, brauche es vor allem Wertschätzung und einen fairen, sicheren Arbeitsplatz, ist er überzeugt. Aus dem ursprünglichen Meilemer Malerunternehmen, das von Schlagenhaufs Grossvater gegründet wurde, ist 91 Jahre später ein modernes Handwerksunternehmen geworden. Für Schlagenhauf ist heute die Firmenvision «Wir gestalten Lebensräume, die Menschen begeistern» wichtig. Auch wenn auf dem Papier nach wie vor Maler, Gipserin, Fassadenbauer, Parket und Bodenlegerin oder Kundenmaurer steht, gehe es in seinem Geschäft grundsätzlich um die Gestaltung von Lebensräumen. «Und wenn wir das mit Leidenschaft tun, ist das ein riesiger Antrieb, um morgens aufzustehen und etwas Sinnstiftendes zu tun», sagt Schlagenhauf. «Das ist viel besser, als nur einen Job zu erledigen, bei dem man am Abend nicht mehr weiss, was man den ganzen Tag hindurch gemacht hat.»
Zukunftsfähiger
Arbeitgeber
Im vergangenen Jahr hat die Schlagenhauf Gruppe den «Swiss Arbeitgeber Award» gewonnen. Das KMU hat sich in der Kategorie 250 bis 999 Mitarbeitende gegen Firmen aus ganz unterschiedlichen Branchen durchgesetzt. «Dass wir von den Mitarbeitenden zum beliebtesten Arbeitgeber in der Schweiz gewählt wurden, bedeutet, dass wir etwas richtig machen», betont der Geschäftsführer. Immerhin müsse man auf dem Bau früh aufstehen, hart anpacken und sei häufig bei Wind und Wetter draussen unterwegs. Rolf Schlagenhauf beobachtet, dass Bauberufe für viele junge Menschen
nicht attraktiv sind. Er möchte aber zeigen, dass die Handwerksberufe sehr interessant und vielseitig sind. «In unserer Branche hat man mehr Möglichkeiten als in anderen Berufen.» Schlagenhauf investiert deshalb viel in Aus und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Zudem gibt es diverse Aufstiegsmöglichkeiten. «Schon manche Person hat bei uns die Lehre gemacht und sich später dann zum Geschäftsführer weiterentwickelt», sagt Schlagenhauf. «Wenn wir es schaffen, dass es normal ist, wenn der Sohn oder die Tochter einer Ärztefamilie einen Bauberuf erlernt, dann haben wir unser Ziel erreicht.» Seit zehn Jahren gibt es am Firmensitz in Meilen ein Ausbildungszentrum.
«Das Fördern der Mitarbeitenden gehört zu unserer DNA und das haben wir auch schon früher gemacht, aber nicht mit der Professionalität von heute», erklärt der Eigentümer des Familienbetriebs. Dort, wo sich das «Ausbildungszenter» befindet, gab es früher bereits ein grosses Spritzwerk. Und noch immer wird in diesen Räumen mit Farbe gespritzt: Die 17jährige Ronja Grünberger zum Beispiel lernt hier den Umgang mit Hochdruckspritzen. In einem übergewerblichen Kurs hat die SchlagenhaufMitarbeiterin bereits einmal mit solchen Spritzpistolen gearbeitet, im Ausbildungszentrum wird ihr das Hochdruckspritzen von Grund auf nochmals
erklärt. «Im Malerberuf sind Frauen heute normal», sagt sie. Ihre Klasse an der Berufsschule Aarau bestehe fast ausschliesslich aus Kolleginnen. Ronja ist froh, das Spritzen im zweiten Lehrjahr nun praktisch üben zu können. «Die Wände farbig zu streichen, gefällt mir bisher am besten.» Ihre Ausbildung dauert noch eineinhalb Jahre. «Ich bin sicher, dass ich in dieser Zeit noch einigen neuen beruflichen Herausforderungen begegnen werde», sagt sie
Bildung als
Karrierechance
Almin Bajra ist ebenfalls im zweiten Lehrjahr und besucht in der SchlagenhaufZentrale die gleiche Ausbildungseinheit wie Ronja. Auch er lernt das Handwerk von der Pike auf. Er hat hier schon einmal an einem Lehrlingswettbewerb teilgenommen. Es ging damals darum, eine grosse Uhr zu gestalten. Der 17Jährige aus Effretikon hat sich für den Beruf des Malers entschieden, weil sein Onkel und Cousin das machen und ihn zum Schnuppern inspiriert haben. «Während meiner Zeit als Malerlehrling habe ich nun sogar den Wunsch entdeckt, in Zukunft einmal ein eigenes Malergeschäft zu eröffnen», erklärt Almin. Gerne würde er seinen eigenen Betrieb zusammen mit Familienmitgliedern und Kollegen gründen. Konkurrenz wird es für die Schlagenhauf Gruppe also auch in den kommenden Jahren geben. «Wir ziehen Menschen an, die weiterkommen möchten», sagt Patron Rolf Schlagenhauf zu den Selbständigkeitswünschen seines Lehrlings. Die Karrieretüren würden aber auch bei ihm im Unternehmen offenstehen: «Gute Mitarbeitende, die Einsatz an den Tag legen, bilden wir immer gerne weiter aus.»
«In unserer Branche hat man mehr Möglichkeiten als in anderen Berufen.»
Ein Beispiel hierfür ist Franco Pinelli. Der 62Jährige hat sein ganzes Berufsleben bei Schlagenhauf verbracht. Am 1. April 1980 wurde er von Schlagenhaufs Grossmutter Emma in den Betrieb geholt. «Ich kann mich noch so gut an das Datum meiner Einstellung erinnern, weil es eben kein AprilScherz war, dass ich hier als Lehrling anfangen durfte», erklärt er. Heute ist Pinelli Chef der Schlagenhauf Malerei Meilen. Er führt insgesamt 25 Mitarbeitende, darunter drei Lernende. Die Ausbildung habe sich in den 45 Jahren seiner Anstellung stark verändert: «Schaffen hiess es früher und nicht ausbilden», sagt er lachend. Man sei damals einfach reingeworfen worden und habe täglich über neun Stunden «durchgekrampft». Mitarbeitende zu finden, sei damals überhaupt kein Problem gewesen. «Heute müssen wir auch etwas bieten», sagt der Malerchef, der in drei Jahren pensioniert wird. Ob man auf dem Markt gewinnt oder verliert wird nicht mit schöner Werbung entschieden, sondern mit den besten Mitarbeitenden, stösst Rolf Schlagenhauf ins gleiche Horn wie Franco Pinelli.
KI hilft beim
Wissensmanagement
Etwas bieten und mit der Zeit gehen – das sind wichtige Pfeiler in der Unternehmenskultur von Schlagenhauf. «Bei uns ist zum Beispiel die Digitalisierung sehr weit fortgeschritten», erklärt Schlagenhauf. Überall, wo es sinnvoll ist, arbeitet das Unternehmen heute papierlos: Workflows, digitale Ablagen, Zeiterfassung per App oder die Analysen von Baustellen. Sogar ein mit künstlicher Intelligenz (KI) unterstütztes Wissensmanagement ist im Einsatz und beantwortet alle Fragen rund um das Business. Das «Allwi» – der Name der KI kommt von «allwissend» – spricht etwa 60 verschiedene Sprachen und beantwortet einem beispielsweise die Frage, wie feucht ein Untergrund sein darf, bevor er beschichtet werden kann. Die Sprachen vielfalt des «Allwi» ist gemäss Schlagenhauf wichtig, weil nicht alle Mitarbeitenden Deutsch auf muttersprachlichem Niveau sprechen. Dass für den Geschäftsführer das Team sehr wichtig ist, zeigt sich auch im Rebranding. Die zwei blauen Striche des bisherigen Logos, das über 40 Jahre lang im Einsatz stand, wurde durch ein «T» ersetzt, das für «Team Schlagenhauf» steht (siehe unten). Man sei gewachsen und wolle jetzt wieder einen sichtbaren Schritt in die Zukunft machen, sagt der Firmenlenker. «Das neue Logo zeigt, dass wir als Team zusammenarbeiten.» Das neuen Firmensignet wird auch in SchlagenhaufBetrieben mit anderen Namen eingesetzt, beispielsweise für die Top Design AG oder die Büchi + Fischer AG. «Wir sind überzeugt, dass wir so auch Arbeitssuchende erreichen, die ebenfalls ins ‹Team Schlagenhauf› kommen möchten.»
Vergangenes Jahr feierte der Fachspezialist für Sanierungen, Um- und Neubauten sein 90-jähriges Bestehen. Rolf Schlagenhauf (53) leitet den Familienbetrieb mit aktuell rund 280 Mitarbeitenden in der dritten Generation. Gegründet wurde die Firma Schlagenhauf 1934 vom Grossvater Fritz in Meilen (ZH), wo noch immer der Hauptsitz des Unternehmens steht. Zur Schlagenhauf Gruppe mit Gipsern, Malern, Fassadenspezialisten und Bodenlegern gehören das Malerunternehmen Pfleiderer in Rüti (ZH), die Amrein Malerei in Männedorf (ZH), der Malerbetrieb Büchi+Fischer in Baden (AG) und der Zürcher Parkett- und Bodenleger Top Design.